Wir haben seit ein paar Wochen einen YouTube Kanal, der dazu dienen soll, den Werkstattbeschäftigten Gehör zu verschaffen. Oft wird über sie gesprochen aber viel zu selten mit Ihnen.
Heute ist das erste Video der Reihe „Geschichten aus den Werkstätten“ online gegangen. In dem Video geht es um die Geschichte von Bernd:
Durch einen Arbeitsunfall verlor Bernd mit 29 sein Augenlicht. Ab diesem Zeitpunkt veränderte sich sein Leben. Er musste er alles neu lernen. Nach seinem Klinik Aufenthalt ging er deswegen in eine Rehaklinik. Dort lernte er sich zu orientieren, sich selbst zu versorgen und Brailleschrift zu lesen.
Nach der Zeit in der Rehaklinik wuchs in ihm schnell der Wunsch wieder zu arbeiten. Er hatte sein ganzes Leben gearbeitet, schon als Kind in dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie mitgeholfen und wollte weiterhin seinen Beitrag leisten. Ein Reha-Berater der Bundesagentur für Arbeit teilte ihm jedoch ernüchternd mit, dass er keinen Job für einen vollblinden Mann hätte und empfahl ihm stattdessen eine Werkstatt für Menschen mit Behinderungen.
Bernd konnte sich mit diesem Gedanken schnell anfreunden. Ihm war egal, wo er arbeiten würde, ihm war einfach nur wichtig, dass er arbeiten kann. Zu seinem Glück war er finanziell nicht auf eine Arbeit angewiesen, da er durch seinen Arbeitsunfall abgesichert ist. Er ging also in die Bentheim Werkstatt der Blindeninstitutsstiftung in Würzburg, die sich auf Menschen mit kognitiven und Sinnesbeeinträchtigungen spezialisiert hat.
29 Jahre ist er nun in der Werkstatt und ist sehr froh, dass diese ihm so viele Jahre Teilhabe am Arbeitsleben ermöglicht hat. Aber nicht nur das, er hat dort Freunde gefunden und ist jeden Tag gerne in die Arbeit gekommen. Außerdem hat er sich durch das Gruppenpersonal und die Pflegekräfte immer gut versorgt und unterstützt gefühlt.
Das wird er alles vermissen! Denn er hat entschieden in Rente zu gehen. Nicht weil er nicht mehr arbeiten möchte oder es ihm in der Werkstatt nicht mehr gefällt, sondern weil er jeden Tag einen Arbeitsweg von insgesamt 4 Stunden zurücklegen muss. Das wird ihm nun langsam zu viel und er verabschiedet sich schweren Herzens von seinem zweiten Zuhause.
Bernds Geschichte zeigt, dass der allgemeine Arbeitsmarkt nicht inklusiv ist. Sie zeigt außerdem, dass eine Behinderung jeden treffen kann. Nur 3% aller Menschen mit Behinderung sind von Geburt an beeinträchtigt.
Regie/Kamera/Schnitt: Alexander Hirl, Instagram: @alexhirl
Ton: Stefan Seulen, Instagram: @stefanseulen, Website: www.crew-united.com/?bio=94641
Film: LAG WR Bayern e.V., Instagram: @lag_wr_bayern