LAG-WR Bayern

Vollversammlung des BAK WR Mittelfranken

Auch dieses Jahr durften wir wieder an der Vollversammlung des BAK WR Mittelfranken teilnehmen. Markus Knab und Juliana Schweda durften im Rahmen der Veranstaltung die Arbeit der LAG WR Bayern e.V. vorstellen und auf die aktuellen Themen/Baustellen eingehen.

Hier die Pressemeldung von Michael Ploog zur Veranstaltung:

Auf der Vollversammlung der Werkstatträte Mittelfranken wurde deutlich, dass die Arbeit der Interessensvertreter der WfbM-Beschäftigten wichtiger denn je ist.

In der Treuchtlinger Stadthalle fand die diesjährige Vollversammlung der Werkstatträte Mittelfranken statt. Dabei handelt es sich um die Interessenvertreter der Beschäftigten, die in den 36 im Bezirk anerkannten Werkstätten für Menschen mit Behinderung arbeiten. In seinem Grußwort sagte Landrat Manuel Westphal: „Es muss für uns alle ein Anliegen sein, dass die Arbeit in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung wertgeschätzt wird und die Beschäftigten die Unterstützung und Anerkennung erhalten, die sie auch verdienen. Die Werkstatträte, Sie und die Vertrauenspersonen setzen sich mit großem Engagement für die Belange der Menschen mit Behinderung ein. Und Sie haben auch ein Anrecht darauf, dass sie gesehen, gehört und auch ernst genommen werden. Und aus meiner Sicht ist diese Arbeit unverzichtbar, um die Qualität und Rahmenbedingungen in den Werkstätten auch kontinuierlich zu verbessern.“

Organisiert wurde die Veranstaltung vom Bezirksarbeitskreis Werkstatträte Mittelfranken (BAK), dessen sechsköpfiger Sprecherrat, die Werkstatträte des Bezirks nach außen vertritt. Die diesjährige Vollversammlung zeigte einmal mehr, wie schwer es ist, die Interessen der Werkstattbeschäftigen nicht nur zu unterstützen, sondern auch durchzusetzen. Holger Kiesel, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für die Belange für Menschen mit Behinderung, überbrachte eine Videobotschaft, in dieser sagte er: „Die Zukunft scheint in vielerlei Hinsicht ungewiss. Für Sie, wie für uns alle. Sie wollen wahrscheinlich vor allem wissen, wie geht es in Zukunft weiter mit uns und den Werkstätten. Wie werden unsere Arbeitsbedingungen in Zukunft aussehen? Bekommen wir irgendwann mehr Geld für unsere Arbeit? Einige dieser Fragen wird uns hoffentlich die neue Bundesregierung in den nächsten Jahren beantworten.“ Die Arbeit der Werkstatträte sei gerade in Zeiten knapper Gelder und geringen Personals „wichtiger denn je“. Die Videobotschaft endete mit dem Appell: „Kämpfen Sie weiter für mehr Gerechtigkeit und Inklusion. Wann immer es sich ergibt, gerne mit mir zusammen.“

Im anschließenden Tätigkeitsbericht referierte Philipp Grossmann, 1. Vorsitzender BAK, über wichtige Themen wie Gewaltschutzkonzepte in den Einrichtungen, Politische Bildung, Pläne des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, die Personalsituation in den Werkstätten und über das Dauerbrenner-Thema faires und transparentes Entgelt in den WfbM. Hierzu Grossman: „Leider muss ich dazu sagen, dass wir von Seiten der Politiker noch keinen genauen Input erhalten haben, wie sich die Lage entwickelt.“ In seinem Bericht bedauerte Grossmann zudem den Wegfall der Werkstättenmesse in Nürnberg „aus kostentechnischen Gründen“.
Großen Raum nahm die Diskussion um das Bedarf-Bemessungsinstrument für ganz Bayern, kurz BIBay, ein. Clemens Schramm, Vertrauensperson der Moritzberg-Werkstatt, Lebenshilfe im Nürnberger Land, erklärte das Instrument: „Wir sind alle eingerechnet in Hilfebedarfsgruppen. Diese sind wichtig für die Werkstätten, weil davon Geld und Personal abhängen. Bisher war es so, dass jeder Bezirk in Bayern sein eigenes System hatte. Es lief überall ein bisschen anders. Jetzt soll es in ganz Bayern einheitlich werden.“ Aktuell befinden sich 19 Werkstätten in einer Modellphase zur Rahmenleistungsvereinbarung der WfbM, darunter 4 aus Mittelfranken. Dabei prallen betriebswirtschaftliche Erfordernisse auf die Bedürfnisse und Ansprüche der Werkstattbeschäftigten. Schramm: „Für uns ist es schwierig, diesen Verhandlungen zu folgen.“ Sein Appell: „Bitte brecht die Inhalte runter auf eine leichte Sprache. Es nützt uns nichts, wenn wir dabei sind aber kaum etwas verstehen.“

Juliana Schweda, Referentin der Landesarbeitsgemeinschaft WR Bayern e.V., äußerte die Sorge, dass Besonders in Werkstätten mit Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen durch BIBay unrealistische bzw. unvollständige Bedarfe ermittelt werden, „die dazu führen könnten, dass sich der Personalschlüssel stark verschlechtert“. Viele Befragte seien im Anschluss an das Interview sehr unglücklich gewesen, weil Wünsche abgefragt wurden, die dann nicht erfüllt wurden. Andererseits könnten Selbstüberschätzung bzw. das Verschleiern von Bedarfen dazu führen, dass Leistungen gekürzt werden. Wichtig sei in diesem Zusammenhang eine Priorisierung der Dokumentation seitens der Werkstätten, die in der Regel vom Sozialdienst verfasst wird. Offensichtlich gibt es hier Unterschiede in den Bezirken bezüglich deren Gewichtung. Aktuell sei ein Institut mit der Auswertung der bisher vorliegenden Ergebnisse zu BIBay beschäftigt. Ein Treffen einer Fokusgruppe mit Vertretern aus allen Bezirken soll anschließend die Situation analysieren. Allgemein von den Teilnehmenden kritisiert wurde in diesem Zusammenhang die mangelhafte bzw. zu späte Einbindung der Werkstatträte in den Prozess. Man darf gespannt sein, ob sich die Situation in den Werkstätten, wie im neuen Koalitionsvertrag verbrieft, langfristig verbessert.

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